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Dietmar Schönherr

Nachname:
Schönherr
Vorname:
Dietmar
geboren:
1926-05-17
Zugehörigkeit:
NordtirolerIn
letze Änderung:
Wed Nov 04 13:58:24 UTC 2020
Biographie
Dietmar Schönherr kommt am 17. Mai 1926 in Innsbruck zur Welt, hineingeboren in eine Familie von Berufssoldaten. Aufgewachsen ist Dietmar in der Müllerstraße Nummer 10 im ersten Stock der Tiroler Glasmalerei- und Mosaik Anstalt, gegründet 1861. Auch heute ein schönes Haus, zu Dietmars Zeit jedoch äußerst einfach. Jedenfalls lebt die Offiziersfamilie sehr bescheiden.Der Vater, ein „unglaublich liebenswürdiger Mann“, spielt mit den Kindern, hat sie nie gezüchtigt. Dietmar imponiert es, weil der Vater in Uniform zum Dienst geht, so beeindruckend aufrecht dahinmarschiert, aufrecht auch in seiner innerlichen Haltung. Die Mutter stammt aus Triest. Die Kinder werden katholisch erzogen, aber nicht übertrieben. Man geht eben am Sonntag in die Kirche, bekommt die erste Kommunion und wird gefirmt. Die Firmung, den Backenstreich oder die „Watschn“, erteilt ihm Dr. Dr. Paulus Rusch, exakt 1938 zum Bischof geweiht, allerdings von den Nationalsozialisten als Bischof nicht offiziell anerkannt. Gewiss ein aufrechter Mann, doch nicht so wichtig für Dietmar wie sein Katechet Bruder Willram, der stürmische Diener Gottes in Wort und Werk. Für den Sohn von einem Oberst im österreichischen Generalstab scheint die Berufslaufbahn vorgeschrieben zu sein. Der Vater, mit vollem Namen Otto Schönherr Edler von Schönleiten, muss im Jahr 1938 wider Willen zur Wehrmacht, zu einem adeligen Offizierscorps nach Potsdam. Der Mutter fällt der Abschied sehr schwer, Kinder jedoch betrachten ja alles als Abenteuer. Der greise Staatspräsident Hindenburg hatte in der Garnisonskirche dem neuen Reichskanzler Adolf Hitler symbolisch die Hand gereicht. Nun scheint es Dietmar, als hätten sich die Leute „irgendwiearrangiert mit den Nazis“. In Potsdam leben viele ehemalige Beamte und Offiziere a. D., alle keine Anhänger der Nazis. Potsdam bleibt bis zum letzten Kriegsjahr unversehrt. Die Kinder klettern in der Nacht auf die Dächer und schauen hinüber auf das brennende Berlin. Streng verboten, stand die Todesstrafe drauf, „aber Kindern ist ja das ganz wurscht.“ Nach der Matura will Dietmar gleich zum Militär, entschließt sich aber zunächst für die Universum Filmstudios, deren hohe Gage über dem Jahressold eines Offiziers liegt. Der Großvater General, derVater General, deswegen meldet er sich dann doch freiwillig. Obwohl sein Vater immer sagt, der Sohn sei viel zu eigensinnig, für dessen Charakter wäre dieser Beruf nicht geeignet. Dietmar will ihm selbstverständlich beweisen, dass er sich sehr wohl für die Offiziersschule eignet. Er ist 18 Jahre alt, da meldet er sich doch zum Kriegsdienst als Fahnenjunker bei den Gebirgsjägern. Dietmar hätte sich auch gar nicht dreinreden lassen. „In dem Alter lässt man sich zu so einer Entscheidung nichts sagen."Die Eltern haben ihn eigentlich sehr respektiert „so als denkende Person“. Es ist ihm wichtig, nach Österreich zu kommen. Nach Salzburg und dann nach Kufstein, also wieder in die alte Heimat. Er besucht die Offiziersschule und hat „Gott sei Dank einen wunderbaren Leutnant“, einen so genannten Fähnrichvater. Fahnenjunker Schönherr bekommt hervorragende Beschreibungen, „was für ein ganz toller Soldat" er ist. Knapp ein Jahr später desertiert er. Ende des Krieges wird der nicht mehr überzeugt freiwillige Krieger wegen einer beidseitigen Lungenentzündung in Ried im Oberinntal behandelt. Tatsächlich erhält man dafür sogar noch so etwas wie einen Genesungsurlaub. Anschließend meldet sich Schönherr wieder in Landeck bei seiner Dienststelle.Dort jedoch herrscht Chaos.Die ganze Disziplin über alle Berge. Und da wartet noch immer ein Bus, auf dem steht: „Zur Front“. Leichter zu finden wäre sie per Adresse "zur Hölle" gewesen.Dietmar leiht sich ein Fahrrad aus, fährt hinauf nach Ried. Mit einem Transport kommen dann Freunde aus Italien zurück. Ein Freund aus Ried meint, nun müssten sie die Lastautos voller Lebensmittel abliefern. Aber einen Teil davon will man abzweigen und damit in die Berge gehen. Zusammen geht es nach Zams bei Landeck, um Vorräte abzuliefern, was ohne Papiere höchst gefährlich ist. Denn wer keinen Auftrag hat, von da nach dort zu gehen, ist regelrecht ein Todeskandidat. "Na, und dann haben wir unsere geretteten Sachen auf Maultiere und sind in die Berge gegangen." Ein 1946 begonnenes Architekturstudium gibt Dietmar auf. Ab 1947 rund fünfzehn Jahre beim Österreichischen Rundfunk beschäftigt, als Sprecher, Schauspieler, Regisseur, Reporter und Autor, wird er anschließend Hörfunkdramaturg und Moderator beim WDR in Köln. Ab 1955 ist Dietmar Schönherr ein gefragter Film-, Theater- und Fernsehschauspieler.Vor allem durch seine Hauptrolle in der ersten deutschen SF-Fernsehserie "Raumpatrouille" dem Publikum bekannt, und nicht zu vergessen die erste Talkshow des deutschsprachigen Fernsehens im Jahr 1973. Der Vater stirbt relativ früh im Jahr 1960. "Schwer, einen Vater zu verlieren, ist auch schwer, eine Mutter zu verlieren. Vielleicht noch schwerer." Allmählich beginnt Dietmar Schönherr den Tod als Bestandteil des Lebens zu betrachten. Er hat keine Angst vor dem Tod. Nicht, dass er sich auf ihn freut, aber Angst macht er ihm keine. Dietmar Schönherr will nicht mehr, dass andere Leute dauernd an ihm „herumzupfen“ und sagen, er müsse dieses und jenes tun, weil die Szenen dauernd wechseln, und dauernd kommt eine Maskenbildnerin und klatscht ihm im Gesicht herum. Er mag es nicht mehr, fertig, aus. "Das ist aber ganz ehrlich gemeint. Ja." Bekannt wie der sagenhafte "Bunte Hund", gibt es kaum etwas, was man vom Schönherr nicht weiß. Nun, er hat einmal den einstigen amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan als Arschloch bezeichnet, was er aber nicht bereut. Wichtig genommen hat es nur die Presse. Es stand auf allen Titelseiten aller Zeitungen in der Welt, in allen Sprachen konnte er dann das Wort lesen. Dietmar Schönherr bezeichnet Reagan als Erfinder hypernationalismus, "der leider Gottes auch nur ein schlechter Schauspieler war.“ 1963 lernt Dietmar Schönherr die dänische Produzentin, Sängerin und Schauspielerin Vivi Bach kennen, zwei Jahre später heiraten die beiden. Und sind noch immer verheiratet! Anfang der 1980er Jahre wird Schönherr aktiv in der deutschen Friedensbewegung, gründet die Stiftung "Hilfe zur Selbsthilfe". Seit 1985 zählt Dietmar Schönherrs die sozialen und kulturellen Projekte in Nicaragua zu seinem wichtigsten Lebenswerk. Anju